Differentialgetriebe selbst wechseln – So klappt’s!

Das Differentialgetriebe gehört zu den wichtigsten Teilen des Autos. Es sorgt dafür, dass die Kraft vom Motor auf die Räder übertragen wird, während die Drehzahlunterschiede der angetriebenen Räder ausgeglichen werden.

Ein Defekt kann allerdings zu gewaltigen Problemen führen. Und leider ist ein Tausch keine leichte Aufgabe. Aber mit etwas handwerklichem Geschick und dieser Anleitung kannst du es schaffen.

Was du beachten musst, bevor du startest

Bevor du dich an den Tausch wagst, solltest du dir jedoch bewusst sein, dass es sich um eine eher anspruchsvolle Reparatur handelt, die definitiv ein technisches Verständnis erfordert. Falls du also unsicher bist, solltest du lieber einen Fachmann hinzuziehen. Doch mit Geduld und den richtigen Werkzeugen kann der Tausch selbst gemacht werden.

Vorbereitung ist das A und O

Bevor es losgeht, musst du sicherstellen, dass alles bereitliegt. Eine saubere und gut beleuchtete Arbeitsumgebung ist das Fundament für eine erfolgreiche Reparatur. Und natürlich darf die passende Ausrüstung nicht fehlen:

  • Wagenheber, Unterstellböcke
  • Radkreuz oder Schlagschrauber
  • Steckschlüsselsatz, Schraubenschlüssel, Drehmomentschlüssel
  • Bremsenreiniger, Auffangwanne für Öl
  • Neue Dichtungen, Dichtmasse, Differentialgetriebe
  • Schutzbrille und Handschuhe

Schritt 1: Fahrzeug aufbocken

Zuerst muss das Fahrzeug auf eine ebene Fläche gestellt und die Handbremse angezogen werden. Sicherheit steht an erster Stelle – achte darauf, dass der Wagenheber und die Unterstellböcke stabil stehen. Danach entfernst du die Räder, um Zugang zum Differential zu bekommen.

Schritt 2: Getriebeöl ablassen

Nun platzierst du eine Auffangwanne unter dem Differential und öffnest die Ablassschraube. Das alte Öl läuft ab, und sobald alles raus ist, verschließt du die Schraube wieder. Achte darauf, dass das Öl umweltgerecht entsorgt wird.

Schritt 3: Das alte Differential ausbauen

Jetzt kommt der spannende Teil: Das alte Differential muss raus. Entferne die Antriebswellen und löse die Befestigungsschrauben des Differentials am Achsgehäuse. Sie können sehr fest sitzen, also sei bereit, einen Drehmomentschlüssel oder sogar einen Gummihammer einzusetzen. Auch ein wenig Kriechöl kann nicht schaden. Hast du alles gelöst, kannst du das Differential vorsichtig aus dem Achsgehäuse nehmen.

Schritt 4: Reinigung und Kontrolle

Bevor das neue Differential eingebaut wird, sollte das Achsgehäuse gründlich gereinigt werden. Verwende dazu Bremsenreiniger und achte darauf, alte Dichtungsreste zu entfernen. Überprüfe das Gehäuse auch auf Beschädigungen oder Verschleiß, um böse Überraschungen zu meiden.

Schritt 5: Neues Differential einbauen

Jetzt setzt du das neue Differential ein und achtest darauf, dass es korrekt sitzt. Ziehe die Befestigungsschrauben mit dem im Werkstatthandbuch angegebenen Drehmoment an. Jetzt müssen nur noch die Antriebswellen wieder angeschlossen und die Schrauben festgezogen werden.

Schritt 6: Dichtungen ersetzen und Öl auffüllen

Alle beschädigten Dichtungen werden ersetzt, und die neuen setzt du mit etwas Dichtmasse ein, um Leckagen zu vermeiden. Jetzt kannst du frisches Getriebeöl einfüllen – achte dabei auf die vom Hersteller empfohlene Menge und Ölart.

Schritt 7: Abschluss und Probefahrt

Nachdem du die Räder wieder montiert hast und das Auto abgesenkt wurde, steht der letzte Schritt an: die Probefahrt. Dabei solltest du darauf achten, ob ungewöhnliche Geräusche oder Vibrationen auftreten. Wenn alles gut läuft, hast du es geschafft!

Wichtige Hinweise für den Erfolg

  • Sicherheitsausrüstung: Schutzbrille und Handschuhe tragen, um Verletzungen zu vermeiden.
  • Werkstatthandbuch griffbereit halten: Es enthält wichtige Drehmomentwerte und spezifische Hinweise. Alternativ in Foren nach Hilfe suchen.
  • Drehmoment immer beachten: Alle Schrauben müssen mit dem richtigen Drehmoment angezogen werden, um eine sichere Verbindung zu gewährleisten.
  • Altöl umweltgerecht entsorgen: Viele Werkstätten oder Recyclinghöfe nehmen Altöl an.

Fazit: Der Tausch des Differentialgetriebes ist machbar!

Mit unserer Anleitung und den richtigen Werkzeugen kannst du dein Differentialgetriebe selbst tauschen und das Auto wieder in Schuss bringen. Es erfordert zwar einiges an Zeit und Geduld, aber am Ende sparst du dir die Kosten für teure Werkstattarbeiten. Viel Erfolg bei deinem Projekt!

FAQ: Differentialgetriebe und Getriebeöl

1. Wie erkenne ich, dass mein Differentialgetriebe defekt ist?

  • Anzeichen für ein kaputtes Differential sind laute Geräusche (Mahlen, Heulen oder Klackern) während der Fahrt, speziell in Kurven. Auch Vibrationen oder ein ungleichmäßiges Fahrverhalten sind Auffälligkeiten.
Lesen Sie auch:  Auto anschieben: Klappt das eigentlich mit jedem Auto?

2. Wie oft sollte das Getriebeöl gewechselt werden?

  • Das Wechselintervall für Getriebeöl variiert nach Fahrzeug und Hersteller. In der Regel wird ein Wechsel alle 60.000 bis 100.000 Kilometer empfohlen.

3. Kann ich Getriebeöl selbst wechseln?

  • Ja, der Wechsel des Getriebeöls kann mit dem richtigen Werkzeug und etwas technischem Know-how selbst durchgeführt werden. Es ist aber wichtig, die genaue Ölmenge und den richtigen Öltyp zu kennen.

4. Was passiert, wenn das falsche Getriebeöl verwendet wird?

  • Die Verwendung des falschen Getriebeöls kann zu einer unzureichenden Schmierung führen, was Verschleiß und Schäden am Getriebe oder Differential verursacht.

5. Kann ich Additive in mein Differentialöl mischen?

  • Es gibt spezielle Additive für Getriebeöle, die z.B. Reibung verringern oder Leckagen verhindern sollen. Allerdings sollte vor der Verwendung des Additivs geprüft werden, ob es für das Fahrzeug und das Öl geeignet ist.

6. Was bedeutet die Viskositätsangabe auf dem Getriebeöl (z.B. 75W-90)?

  • Die Viskositätsklasse beschreibt, wie dickflüssig das Öl bei unterschiedlichen Temperaturen ist. Die Zahl vor dem „W“ gibt die Kälteviskosität an (z.B. 75W für den Winter), die Zahl nach dem Bindestrich die Viskosität bei Betriebstemperatur (z.B. 90).

7. Was ist der Unterschied zwischen GL-4 und GL-5 Ölen?

  • GL-4-Öle liefern weniger Schutz gegen hohe Druckbelastungen und sind für manuelle Getriebe und leichte Achsen geeignet. GL-5-Öle haben einen höheren Anteil an EP-Additiven (Extremer Druck) und sind für stark belastete Differentiale und Achsen gedacht.

8. Ist ein Differentialgetriebe in allen Fahrzeugen gleich?

  • Nein, das Differential kann je nach Fahrzeugart und Antriebsart unterschiedlich aufgebaut sein. Autos mit Heckantrieb, Frontantrieb oder Allrad haben unterschiedliche Arten von Differentialen, wie offene Differentiale oder Sperrdifferentiale.

9. Was ist ein Sperrdifferential und wann wird es benötigt?

  • Ein Sperrdifferential sorgt dafür, dass beide Räder einer Achse mehr oder weniger gleich viel Kraft bekommen, auch wenn eines durchdreht. Es wird vor allem in Sportlern und Geländewagen verbaut, um in schwierigen Situationen die Traktion zu verbessern.

10. Was kostet es, das Differential von einer Werkstatt austauschen zu lassen?

  • Die Kosten für den Austausch des Differentials können stark variieren, je nach Fahrzeug und Arbeitsaufwand. In der Regel sollte man mit Kosten zwischen 500 und 5.500 Euro rechnen.

Welche Öle für das Differential gibt es?

Es gibt verschiedene Sorten von Getriebeöl (auch Differenzialöl genannt), die je nach Fahrzeugtyp und Anforderungen des Herstellers verwendet werden. Folgend eine Übersicht der gängigen Getriebeölsorten:

  1. Mineralisches Getriebeöl:
    • Auf Basis von raffiniertem Erdöl
    • Günstig und für ältere Fahrzeuge geeignet
    • Weniger hitzebeständig als synthetische Öle
  2. Synthetisches Getriebeöl:
    • Künstlich hergestellte Grundöle
    • Höhere Hitzebeständigkeit und längere Haltbarkeit
    • Bessere Schmierleistung bei extremen Temperaturen
    • Für moderne Fahrzeuge und Hochleistungsanwendungen
  3. Teilsynthetisches Getriebeöl:
    • Mischung aus synthetischen und mineralischen Komponenten
    • Guter Kompromiss zwischen Kosten und Leistung
    • Geeignet für viele Fahrzeuge
  4. Hypoid-Getriebeöl:
    • Speziell für Hypoidgetriebe entwickelt, die in Differentialen moderner Fahrzeuge verwendet werden
    • Hohe Druckbeständigkeit und extreme Belastbarkeit
    • Meistens in Autos mit Heckantrieb verwendet
  5. ATF (Automatic Transmission Fluid):
    • Speziell für Automatikgetriebe
    • Auch für einige Differentiale geeignet, insbesondere bei Fahrzeugen mit Allrad
    • Hitzebeständig und für hydraulische Funktionen optimiert
  6. GL-4 Getriebeöl:
    • Für Schaltgetriebe und Achsen geeignet, die weniger hohe Druckbelastungen haben
    • Meistens in Pkw-Schaltgetrieben verwendet
    • Guter Schutz gegen Korrosion und Verschleiß
  7. GL-5 Getriebeöl:
    • Für stark belastete Differentiale und Achsen
    • Höhere Druckbeständigkeit als GL-4
    • Wird häufig in stark beanspruchten Differentialen verwendet
  8. LS-Öl (Limited Slip):
    • Speziell für Fahrzeuge mit Sperrdifferentialen (Limited-Slip-Differentialen)
    • Enthält spezielle Zusätze, die das Durchdrehen des Rades verhindern und für eine gleichmäßigere Kraftverteilung sorgen
  9. Einbereichs-Getriebeöle:
    • Öle mit einer festen Viskosität, die in einem bestimmten Temperaturbereich arbeiten
    • Veraltet, wird kaum noch verwendet
  10. Mehrbereichs-Getriebeöle:
    • Öle, die über einen breiten Temperaturbereich stabil bleiben
    • Moderne Fahrzeuge verwenden fast ausschließlich Mehrbereichsöle

Es ist wichtig, das vom Hersteller empfohlene Öl zu verwenden, um die optimale Leistung des Differentials zu erreichen. Die Viskositätsklasse und der API-Standard (z.B. GL-4, GL-5) sind ausschlaggebende Punkte.

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